IM Springer

[Auf Hinweis von Scrutograph – vielen Dank auch – stelle ich klar, dass der angebliche Moderatorenkommentar in „Welt-online“, der in dem folgenden Artikel eine Rolle spielt, nicht authentisch war; anscheinend konnte sich bisher Jeder als Welt-online-Moderator ausgeben. Die „Welt“ hat angekündigt, ihr System so zu ändern, dass dergleichen in Zukunft nicht mehr vorkommen kann. Wenn ich den Artikel unten trotzdem stehenlasse, dann deshalb, weil ich finde, dass man auch zu seinen Irrtümern stehen sollte.

gez. Manfred, 05.08.09, 20.36 Uhr ]

Eine alte publizistische Regel lautet: Wenn ein Hund einen Mann beißt, ist das keine Nachricht. Beißt aber ein Mann einen Hund – das ist eine Nachricht.

Es kommt vor, dass Geheimdienste die Kontakte von Journalisten ausspähen. Ungewöhnlich ist, dass Medien sich als Spitzel für Geheimdienste betätigen.

Es kommt vor, dass ein Unternhemen lügt, um für sich zu werben. Ungewöhnlich ist eine Selbstbezichtigung.

Die „Welt“ ehemals ein konservatives Blatt, hat uns in seiner Online-Ausgabe diese Doppelsensation beschert, und sei deshalb hier zitiert:

Hoax: Welt-online meldet IP-Adressen von Kommentatoren an Verfassungsschutz

Dass diese Sensation (die weitaus dramatischer ist, als die Meldung über einen Mann, der einen Hund beißt, jemals sein könnte) ihren Weg in die Öffentlichkeit gefunden hat, verdanken wir PI. PI zufolge ist dieser Moderatorenkommentar inzwischen gelöscht worden. Dass der oben abgebildete Screenshot authentisch ist, zeigten die Kommentare, die sich auf ihn bezogen, und die man beim Löschen offenbar übersehen hat.

Ob die „Welt“ tatsächlich IP-Adressen an den Verfassungsschutz meldet, sei dahingestellt – mit Sicherheit aber lässt sich aus einem Text wie diesem schließen, dass die „Welt“ als Online-Moderatoren übereifrige Blockwartstypen beschäftigt; dass man es dort für selbstverständlich hält, die Äußerung einer „ausländerfeindlichen“ Meinung für einen staatsgefährdenden Akt zu halten; und dass man sich berechtigt fühlt, seine Mitbürger einzuschüchtern, wenn die unliebsame Meinungen vertreten.

Und wer weiß? Vielleicht stimmt es ja wirklich, dass man als Kommentator bei großen Online-Medien ausgespäht wird.

Ich jedenfalls versichere aus gegebenem Anlass allen meinen Kommentatoren, dass ihre IP-Adressen nicht bei irgendwelchen Geheimdiensten landen.

4 Gedanken zu „IM Springer“

  1. Zunächst sah es wie ein Skandal aus.
     
    Jetzt (mit der Klarstellung) ist es ein richtig gemein-schöner Scherz, den sich die WELT „redlich verdient“ hat.
     
    Wie weit es mit unserer Qualitätspresse gekommen ist, sieht man schon daran ab, dass die gesamte Leserschaft die Sache als plausibel eingeschätzt hat. Man traut ihnen inzwischen jede Schandtat zu.

  2. De IP Adresse werden bei Provider gespeichert.
    „Welt-Debatten-Chef Holger Melas stellte auf Nachfrage klar: „Das war ein Fake. Wir geben IP-Adressen nur auf richterliche Anforderung heraus.““
     
    Was soll das heißen? Jeder Heini kann die Strafanzeige wegen Beleidigung resp. Drohung oder Volksverhetzung mittels eines Interneteintrags bei der Polizei erstattenWie leicht bekommt die Staatsanwaltschaft die richterliche Anforderung für die Ausgabe von IP? So viel ich weiß schneller als uns lieb wäre. Ich habe gerade eine Ermittlung am Hals wegen eines unbedachtes Wortes in einem Forum. Wegen EINES Wortes: ANTISEMIT!
    Die Staatsanwaltschaft hat meine IP vom Betreiber der Website bekommen und ermittelt gegen mich. Ein Nazi hat sich wegen Bezeichnung „Antisemit“ in seiner Ehre verletzt gefühlt. Er sei doch nur ein „Antizionist“.
     

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